Wir haben alle nichts gelernt
- Kaum eine Zeitung, kaum ein Fernsehsender, der sich in den letzten Wochen nicht darüber echauffiert hat: Die Banker in London und an der Wall Street sind wieder ganz oben auf und zahlen sich trotz steuerfinanzierter Rettungsschirme und verursachter Wirtschaftskrise wieder Rekordgehälter. Auch bei heimischen Banken liest man von Willkommensprämien und garantierten Bonuszahlungen. Von schlechtem Gewissen und Mäßigung keine Spur. Längst werden wieder strukturierte Produkte - mit die Urheber der Krise - entworfen und unter neuen Namen vertickt. Sieht nicht danach aus, als hätte man viel dazu lernen wollen. Vielen Dank auch.
Aber mal ehrlich: Sind wir - die Nicht-Banker dieser Welt - so sehr viel weiter? Was haben wir - jeder einzelne Arbeitnehmer, jeder Chef, jeder Student, jeder Prof - eigentlich aus der Wirtschaftskrise gelernt? Haben wir unser Verhalten im Job und im Umgang mit Geld und Karriere groß geändert? Welcher Chef pfeift plötzlich auf flotte Quartalsergebnisse und setzt auf Zwei-, Drei- oder Fünfjahrespläne? Sind wir auf einmal weniger gierig hinter dem schnellen Erfolg, hinter Dienstwagen, Gehaltserhöhungen, Steuersparmodellen oder billig verdienten Credits her? Verzichten wir mehr als früher auf "Machenschaften", die rechtlich zwar einwandfrei, aber doch irgendwie moralisch zweifelhaft sind, wenn sie uns satten Profit versprechen?
Ohne die Finanzwelt jetzt aus ihrer Verantwortung zu entlassen - es war vieles nicht okay, was da gelaufen ist und was derzeit wieder anläuft - , aber bei aller Empörung über die anderen, wäre es auch angebracht, sich an die eigene Nase zu fassen. Die Krise ist schließlich für uns alle da ;-)